Hingabe – die Kunst sich als Frau hinzugeben und fallen zu lassen
Ute Benecke berät Frauen, Männer und Paare, wie sie endlich wieder mehr Spaß im Bett und eine erfüllte Sexualität haben können. Scham, Tabus, Erziehung, Unwissenheit und gesellschaftliche Konventionen halten gerade Frauen oft davon ab, eine nährende und freie Sexualität zu leben. Wissenswertes, Provokantes und Praktisches dazu gibt es in ihrem Blog und Newsletter auf www.utebenecke.de
Viele Frauen sehnen sich heutzutage sehr danach, sich hingeben zu können. Sich fallen lassen zu können. Idealerweise in die Arme eines starken Mannes. So das Idealbild. Die Sehnsucht danach ist groß und sie ist verständlich.
Immer mehr Frauen fallen meist ganz unbewusst in die Situation, dass sie meinen, „der bessere Mann sein zu müssen“ oder „ihren Mann zu stehen“. Was bei den Anforderungen, die manche Frauen zu bewältigen haben, auch nicht verwunderlich ist.
Geld verdienen, sich im Job durchsetzen, Karriere machen, Kinder gebären und erziehen, Haushalt, Familie versorgen … und das oft alleine, ohne einen Mann an der Seite, der mithilft. So werden Frauen taff, hart, unnachgiebig, bestimmend und passen sich hauptsächlich der männlichen Berufswelt an. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden. Das sind Fähigkeiten und Eigenschaften, die durchaus wertvoll sind.
Doch was passiert ist, dass die Frauen den Switch zurück nicht mehr schaffen. Sie leben und agieren nur noch in diesen männlichen Bereichen. Ja sie glauben sogar, dass wenn sie sich weiblich zeigen, dass das ein Zeichen von Schwäche ist.
Ihre Weiblichkeit und Sinnlichkeit, geht dabei verloren. Sie verlieren sich selbst. Und irgendwann kommt der Punkt, wo sie das merken, sich dessen bewusst werden und sich danach zurück sehnen. Was ein ganz normales und verständliches Bedürfnis ist.
Immer wieder sagen mir Frauen: „Ich wünsche mir, ich möchte mich so gerne hingeben. Ich will das können! Doch ich kann es nicht. Ständig funkt mir mein Kopf dazwischen.
Ich habe Angst, die Kontrolle zu verlieren. Angst loszulassen. Ich will das nicht mehr haben. Ich will mich endlich hingeben können.„
Und hier ist schon die erste Krux. Hingabe hat nichts mit „wollen“ zu tun, sondern mit Vertrauen. Sich nicht hingeben zu können, ist wie ein Übel, das man weg haben will. Doch so funktioniert es nicht. Denn das was dem entgegensteht, hat in der Regel seinen Grund und will erst einmal gesehen und angenommen werden.
Es gilt also zu schauen:
- Was steht dem entgegen?
- Wieso kannst du dich nicht hingeben?
Die Gründe dafür sind sehr vielfältig, vielschichtig und individuell. Ein paar wiederholen sich jedoch immer wieder und auf die gehe ich hier etwas näher ein.
Was sage ich ihm beim ersten Date?
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Der Kopf lässt sich nicht abschalten
„Ständig funkt mir mein Kopf dazwischen, ich bin ständig im Kopf und kann nicht abschalten“, so die Aussagen.
Du liegst mit deinem Partner im Bett und alles was dir durch den Kopf geht ist:
- Die Wäsche muss noch gemacht werden.
- Die Spülmaschine ist noch nicht ausgeräumt.
- Die Fenster müssen auch noch geputzt werden.
- Bei der Arbeit muss ich den Termin einhalten.
- Hoffentlich sieht er nicht, dass ich schon wieder etwas am Bauch zugenommen habe.
- Wenn ich doch nur schlanker wäre, dann hätte ich auch mehr Spaß beim Sex.
- Hoffentlich ist es bald vorbei, ich muss noch …
- Usw. …
Wenn das bei dir der Fall ist, kannst du dich fragen:
Entspricht der Sex mit deinem Partner überhaupt deinen Bedürfnissen?
Oder ist es vielleicht so, dass du dich langweilst:
Schon wieder das Gleiche, Pflichtsex einmal die Woche. Lässt du einfach etwas mit dir machen, obwohl du tief in deinem Inneren gerne etwas anderes möchtest?
Auch wenn du vielleicht noch nicht genau weißt, was es ist. All das sind Zeichen, dass etwas nicht passt und ich kann dir nur empfehlen, diese ernst zu nehmen und da sehr genau hinzuhören und hin zu spüren.
- Überlege dir und frage dich, wenn alles möglich wäre, wie müsste Sex für dich sein?
- Wie fühlt es sich an?
- Wie willst du berührt werden?
- Wie ist das drum herum?
- Wie ist es zeitlich?
- Soll es gleich zur Sache gehen oder brauchst du Zeit, damit du dich öffnen und einlassen kannst
Das sind elementare Punkte, über die sich die meisten noch nie Gedanken gemacht haben. Denn guter Sex, soll ja einfach so vom Himmel fallen. Doch dass das genauso eine Fähigkeit ist, die du lernen und üben kannst, hat sich in den Köpfen noch nicht wirklich durchgesetzt. Und das führt mich zum nächsten Punkt, in Richtung Hingabe.
Raus aus dem Kopf, rein in den Körper – Praxisübungen
Nachdem du dir die obigen Fragen beantwortet hast, kannst du weiter gehen und körperlich werden. Eine geniale Möglichkeit raus aus dem Kopf zu kommen, ist in den Körper zu gehen. Sprich spüren, fühlen, atmen. Und das lässt sich üben, wie Yoga oder Joggen oder eine neue Sprache lernen.
Beginnen wir mit der Atmung. Wenn du ganz bewusst atmest, kann dein Kopf nicht denken. Die beste Möglichkeit, in das Plappern im Kopf Ruhe rein zu bringen. Wichtig dabei ist, tief zu atmen. Also nicht nur oberflächlich im Brustbereich, was eine recht flache Atmung ist, sondern ganz tief runter bis in deine Vulva. Ich empfehle immer die Hand auf die Vulva zu legen und dann ganz tief rein zu atmen. So dass du deinen Atem in der Hand, die auf deiner Vulva liegt, spüren kannst. Durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen. Einatmen, ausatmen. Ganz tief.
Alles worauf du dich konzentrierst, ist der Atem und dass der Atem in deiner Vulva ankommt. Am Anfang ist das vielleicht noch etwas ungewohnt, doch mit der Zeit bekommst du Übung darin und kannst so deinen Atem fließend rollieren lassen.
Wann immer du jetzt beim Sex im Kopf landest und deine Gedanken plappern, geh in die Atmung. Einatmen, ausatmen, spüren, fühlen, genießen. Das Ganze kannst du noch erweitern, in dem du dich darin übst, Berührung ganz bewusst wahrzunehmen, zu spüren und zu fühlen, sowie ganz bei dir zu sein. Am besten übst du das zuerst alleine mit dir selbst. So hast du einen sicheren Rahmen und kannst dich ganz und gar auf dich konzentrieren, ohne irgendwelche Ansprüche oder sonstiges erfüllen zu müssen.
Nimm dir dafür Zeit, schaffe eine angenehme Atmosphäre und sorge dafür, dass du ungestört bist. Dann berühre dich von Kopf bis Fuß, so wie du es noch nie getan hast. Lasse nichts aus. Atme tief und konzentriere dich auf deine Berührung.
Darauf, wie es sich anfühlt. Berühren, spüren, atmen, genießen. Wenn Gedanken kommen, lass sie einfach kommen und wieder gehen. So wie deinen Atem. Der Vorteil davon, wenn du das mit dir selbst übst, ist, dass du dich voll und ganz auf dich konzentrieren kannst. Wenn du das eine Weile lang praktizierst, kannst du das super in die Begegnung mit deinem Partner einbringen. Anstatt über Wäsche waschen oder Arbeit zu grübeln, wandert dein Fokus auf spüren, fühlen, atmen.
Paarübung
Eine schöne Übung für Paare ist es, das gegenseitig zu machen. Sich von Kopf bis Fuß zu berühren. Einfach mal nur berühren, spüren, fühlen, atmen. Einer gibt, der andere empfängt und zwar solange, bis man von Kopf bis Fuß, Vorderseite und Rückseite, vom kleinen Zeh bis in die Haarspitzen, berührt worden ist.
Derjenige der empfängt, kann sich darin üben, zu empfangen. Auch das ist eine Form von Hingabe, die viele verlernt haben, weil sie immer meinen, wenn man etwas bekommt, muss man auch aktiv sein und sofort etwas zurück geben.
Doch das sind nur anerzogene Muster und bei dieser Übung, ist das strikt verboten. Derjenige der gibt, gibt ausschließlich. Wer empfängt, empfängt ausschließlich und konzentriert sich auf spüren, fühlen, atmen, genießen, annehmen.
Heißer Sex kann danach stattfinden, wenn jeder einmal dran war.
Erwartungen, ein Killer für die Hingabe
Wer im Vorfeld konkrete Erwartungen hat, wie eine Begegnung ablaufen soll, tut sich meist schwer, sich hinzugeben.
Denn sobald etwas passiert, das nicht genau diesen Vorstellungen entspricht, ist es vorbei, mit der Hingabe und der Lust.
Alles was nicht dem Plan und der Vorstellung entspricht, verhindert die Hingabe. Der Kopf fängt an verrückt zu spielen. Die Stimmung und die Lust sind weg. Weil es nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Sich dessen bewusst zu werden, ist immer der erste Schritt zur Veränderung. Wenn du dich also dabei ertappst, dass dir deine Erwartungen einen Streich spielen und die ganze Lust und Vorfreude dahin sind, sag innerlich stopp. Und dann atme tief ein und aus. So holst du dich zurück ins hier und jetzt.
Bei der nächsten Begegnung mit deinem Partner kannst du versuchen, dich bewusst davon frei zu machen. Dies gelingt, indem du bei dir bist. Bei dem, was du willst, worauf du Lust hast. Konzentriere dich auf das, was bei dir ist.
Du wirst berührt von deinem Partner? Spüre und genieße diese Berührung, bleibe bei dir. Atme und genieße, ohne dem Drang zu folgen, gleich etwas zurück geben zu müssen. Das kannst du später tun. Im Moment zählt nur das hier und jetzt. Dieser Moment, an den du dich ganz und gar hin gibst.
Wenn dein Kopf verrücktspielt und dir sagt, das geht doch nicht, atme. Jeder bewusste, tiefe Atemzug holt dich zurück, ins hier und jetzt. Deshalb ist es so wichtig, das zu üben, damit du es jederzeit anwenden kannst. Mit der Zeit ist das wie ein Anker, da reicht dir ein tiefer Atemzug und du bist zurück im hier und jetzt. In diesem Moment. Hingabe pur.
Soweit ein kleiner Exkurs zum Thema Hingabe. Du siehst also, Hingabe lässt sich lernen und es ist kein Hexenwerk, sondern einfach eine Frage von was steht dir im Weg und was brauchst du ganz speziell, damit du dich hingeben und fallen lassen kannst.
Ich freue mich von dir in den Kommentaren zu lesen, was deine Erfahrungen sind.
Wenn du Lust auf mehr hast, besuche mich auf meiner Webseite und trag dich in den gratis Lust-Letter ein.
Hingebungsvolle Grüße
Ute