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Introvertierte nach der Pandemie: Wie geht es jetzt weiter?

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Langsam aber sich kommen immer mehr Lockerungen.

Das Leben erinnert wieder an das Leben, das wir vor der Pandemie geführt haben. Größere Treffen sind erlaubt, die Außengastronomie kann ohne Test und ohne Impfung besucht werden. Hach, was ist das herrlich!

Endlich wieder lachen, flirten und leben! Einfach das Leben genießen und ordentlich auf den Putz hauen. Treffen mit Freunden, Grillabende, kurzum alles was verpasst wurde, kann endlich nachgeholt werden.


Doch nicht jeder lebt jetzt auf und genießt das Leben. Viele Menschen fühlen sich auch plötzlich überfordert.

Besonders Menschen, die sich selbst ohnehin als stiller und schüchtern beschreiben, vielleicht sogar introvertiert sind, fühlen sich jetzt überrumpelt. Von über all werden sie aufgefordert, mitzukommen, jetzt rauszugehen und auszunutzen, dass alles wieder öffnet.

Nicht jeder kommt mit den Lockerungen klar

Durch Corona wurde das Aktivitätslevel aller stark heruntergesetzt. Auch das jener, die ohnehin schon ein ruhiges Leben geführt haben. Gerade Introvertierte haben Corona als einen Segen wahrgenommen. Endlich brauchten sie Freitagabend keine Ausrede mehr, warum sie nicht ausgehen, sondern zuhause bleiben.

Die Überforderung ist dafür jetzt umso größer. Und gleichzeitig ist da auch das schlechte Gewissen. Sollten wir uns nicht freuen, dass alles wieder in den Normalzustand übergeht`?

Gerade für Introvertierte gilt: Geh soweit, wie es dir gut tut

Natürlich ist es klasse, dass es immer mehr Lockerungen gibt. Doch das verlorengegangene Jahr 2020 wirst du ohnehin nicht nachholen können.

Vielleicht hat Corona deine Introversion sogar noch verstärkt. Dann ist es wichtig, dass du zumindest wieder auf das Aktivitätslevel zurückkommst, auf dem du vor Corona gewesen bist. Denn wenn du dich jetzt weiterhin zurückziehst, werden deine Ängste und Hemmungen, auf Fremde zuzugehen, durch deine Vermeidungstaktik verstärkt.

Versuche, Einladungen deiner Freunde anzunehmen. Trotzdem solltest du dich nicht überschätzen. Besser ein Grillabend pro Woche, auf den du dich freust und bei dem du dir vornimmst, eine fremde Frau anzusprechen, als drei Treffen in der Woche, die dich stressen, wodurch du unlocker bist und am Ende beinahe fluchtartig die Party verlässt. Denn davon hast du nichts gewonnen.

Im Gegenteil.

Dein Hirn speichert den geselligen Abend als ein schreckliches Erlebnis ab und deine Hemmung, dich mit anderen Leuten zu treffen oder auf größere Feiern zu gehen, wird noch stärker. Es tritt somit das Gegenteil auf von dem, was du erreichen wolltest.

nach der Pandemie

Ich habe Angst, den Anschluss zu verpassen

Auf einmal verspürst du eine schmerzende Ambivalenz in deiner Brust. Der Druck, dazu gehören wollen und die gleichzeitige Überforderung von zu viel Nähe, zu vielen Menschen, zu vielen Eindrücken.

Während der Pandemie gab es besonders unter den Introvertierten in den sozialen Median Aufrufe, die Zeit zu genießen. „Los gehts, unsere Zeit ist gekommen.“ Introvertierte genossen es, sich nicht mehr Ausreden überlegen zu müssen, weshalb sie zu einer Party absagen oder warum sie diese „schon“ nach einer Stunde verlassen wollen. Es gab nicht mehr den Druck, Freitagabend oder Samstagabend mit anderen Leuten zu verbringen. Im Gegenteil. Wer die Abende zuhause verbrachte, galt als Vorbild.

Doch viele Introvertierte haben auch während der Pandemie gelitten. Plötzlich waren sie gezwungen, jeden Tag mit den Familienmitgliedern oder dem Partner 24 Stunden zu verbringen. Sie hatten keinen Rückzugsort. Gleichzeitig hat sich der Trend ausgebreitet, sich zu Videocalls zu verabreden. Zusätzlicher Stress für Introvertierte.

Und jetzt?

Introvertiert sein bedeutet nicht, immer alleine sein zu wollen oder seine Freunde nicht sehen zu wollen. Es bedeutet nicht, Menschen zu hassen und ein Einzelgänger zu sein. Es handelt sich um keine Sozialphobie. Es bedeutet, alle Einflüsse um sich herum extrem stark wahrzunehmen und schnell gesättigt zu sein. Dadurch brauchen sie weniger Reize, um sich befriedigt und glücklich zu fühlen.

Es ist ein menschliches Bedürfnis, zur Gruppe dazu gehören zu wollen. Gehen unsere Freunde jetzt nach der Pandemie nun wieder vermehrt aus, treffen sie sich zum Public Viewing, veranstalten Gartenpartys etc., ist es völlig normal, dass du mit dabei sein willst.

Niemand möchte den Anschluss verlieren. Gleichzeitig stehst du dir durch deine Introversion selbst im Weg und fühlst dich schnell mit vielen Menschen überfordert.

Menschen sind soziale Wesen. Und diese soziale Interaktion hat gefehlt und kann jetzt wieder gelebt werden. Überfordern sollte sich damit aber niemand. Und auch wenn gute Freunde sagen „Mensch, jetzt komm, alles macht wieder auf und du hockst zuhause“, wenn dir zwei Verabredungen in der Woche reichen und du keine dritte willst, ist das völlig okay.

Gewöhne dich wieder an das neue, alte Leben. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Und versuche, die langsam aber sicher aus der Selbstisolation wieder zu befreien.

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