Kennst du die Kunst des Liebens?
Die Kunst des Liebens erklärte der Sozialpsychologe Erich Fromm Mitte des 20. Jahrhunderts in seinem gleichnamigen gesellschaftskritischen Buch. In diesem setzte er sich mit dem Verständnis der romantischen Liebe auseinander – aber wie funktioniert sie genau, die Kunst des Liebens?
Erich Fromm ist der Meinung, dass Liebe Wissen uns aktives Bemühen erfordert. So können wir uns nicht einfach nur der schönen romantischen Emotion hingeben, sondern müssen auch etwas dafür tun.
Wir tun alles dafür, um geliebt zu werden, durch Popularität oder Sexappeal, anstatt an unserer Fähigkeit zu lieben zu arbeiten. Das Problem des Liebens liegt so bei den meisten Menschen nicht in der eigenen Un- oder Fähigkeit zu lieben, sondern beim geliebten oder eben nicht geliebten Objekt.
Fromm führt dies auf das veränderte Verständnis der Liebe in der westlichen Welt im 20. Jahrhundert zurück, indem sich der Begriff der romantischen Liebe etablierte. Menschen verhielten sich wie beim Einkaufen: Man verliebte sich nur, wenn der „menschliche Artikel“ innerhalb der Tauschmöglichkeiten des Einzelnen lagen.
Das bedeutet, dass man nichts kauft, was einem nichts bringt. Von Dingen, die wir erwerben erwarten wir einen Tausch: Für die Zahnbürste geben wir Geld aus, damit wir im Tausch gesunde Zähne haben. So ist es auch in der Liebe, man erwartet durch seine eigene Leistung eine Gegenleistung.
Zudem lag für Fromm ein weiteres Problem darin, dass viele Menschen anfängliches Verlieben und dauerhaftes Lieben miteinander verwechselten. Er war der Meinung, dass der Liebe der höchste Stellenwert im leben eingeräumt werden müssen, vor Erfolg, Prestige, Geld und Macht.
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Dabei ist das liebende Geben nicht mit Aufgeben zu vergleichen, sondern fungiert unter dem Motto „Geteilte Freude ist doppelte Freude“. Zudem enthalte Liebe (bei einem gefestigten und reifen Menschen) Elemente der Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Achtung vor dem Anderen und Erkenntnis. Dabei definiert Fromm Fürsorge wie folgt: „Man liebt, wofür man sich müht und man bemüht sich für das, was man liebt“.
Die letzten beiden Punkte der Achtung vor Anderen und der Erkenntnis gehören zusammen und geben einem Menschen die Fähigkeit, jemanden so zu sehen, wie er individuell ist. Man kennt ihn dadurch so gut, dass man weiß, wie er sich fühlt – auch wenn er etwas sagt und sogar das Wissen für den Grund seines Gefühls.
Fromm hat auch eine genaue Vorstellung von idealen Charakteren: Der männliche Charakter besitzt nach seinem Idealtyp Eigenschaften wie Eindringungsvermögen, Führungsqualitäten, Aktivität, Disziplin und Abenteuerlichkeit während der weibliche solche wie Aufnahmefähigkeit, Beschützenwollen, Realismus, Geduld und Mütterlichkeit besitzt. Diese kommen so natürlich nicht in der Realität vor, sondern als Mischformen.
Es gibt dabei verschiedene Arten der Liebe, wie die Nächstenliebe, die Mutterliebe, die erotische Liebe, die Selbstliebe und die Liebe zu Gott.
Die Kunst zu Lieben ist an drei vorauszusetzende Fähigkeiten geknüpft: Der Selbstdisziplin, Konzentration und Geduld, das Wichtignehmen der Kunst und ein Gespür für sich selbst.
Die Disziplin sollte ein Ausdruck des Wollens sein, während er das Konzentrationsvermögen mit dem Vermögen gleichsetzt, mit sich alleine sein zu können. Die Geduld steht im Gegensatz zu unserer modernen Gesellschaft, in der immer alles schnell gehen muss – dies kritisiert Fromm. Würde man die Kunst nicht wichtig nehmen, so würde man sie laut Fromm auch nie erreichen. Das Gespür für sich selbst hat wieder herum eine eigene Voraussetzung: Das Wahrnehmen der inneren Stimme.
Um wirklich die Kunst des Liebens zu erreichen, muss zudem der eigene Narzissmus überwunden werden. Dies funktioniert, indem man die Fähigkeit erlangt, Menschen und Dinge objektiv zu sehen – und nicht nur aus dem eigenen Blickwinkel. Außerdem muss man an sich selbst glauben, an andere – an die Menschheit.
Dieser Glaube erfordert Mut, da man die Fähigkeit hat, Risiken einzugehen und Bereitschaft zu Schmerz und Enttäuschung zeigt. Nur so könne man sich öffnen und nicht selbst gegen die Liebe stellen. Zudem ist Aktivität, bei der die eigenen Fähigkeiten produktiv gebraucht werden, von Nöten um die Kunst des Liebens zu erreichen.
Fromm schlussfolgert aus seinen Ausführungen, dass das Prinzip der Liebe nicht mit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung zu vereinbaren sei, indem man nur so viel Liebe gibt, wie man zurück bekommt. Stattdessen sollte man ohne diese Erwartungen lieben.
Wir hoffen, dass dir dieser Artikel gefallen hat und du eventuell einiges davon auf dein eigenes Liebesleben anwenden kannst! Fest steht auf jeden Fall, dass man nicht richtig lieben kann, bevor man sich nicht selbst liebt.
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