Es gibt immer mehr Patchwork Familien.
Doch was für Außenstehende oft gut organisiert und glücklich wirkt, ist oftmals mit viel Stress, Reibereien, Wut und Ärger verbunden. Patchwork ist ein Familienmodell, welches definitiv nicht für jeden funktioniert.
Eifersucht spielt oftmals eine große Rolle
In einer Patchwork Familie kann es in den unterschiedlichsten Konstellationen zu Eifersucht kommen. Eifersucht zwischen den Kindern, die plötzlich mit den Kindern des Partners auskommen müssen und diese akzeptieren sollen. Eifersucht unter den Partnern auf die Expartner, zu denen immer noch enger Kontakt besteht, natürlich aufgrund der Kinder. Aber auch Eifersucht auf die Kinder des Partners, weil diese immer an erster Stelle stehen und die gesamte Zeit des Partners in Anspruch nehmen.
1. Eifersucht der Kinder auf den neuen Partner
„Mama, wann geht der Mann endlich wieder?“
Die kleine Marlene bringt deutlich zum Ausdruck, was sie vom neuen Partner der Mutter hält: Nicht all zu viel. Schließlich handelt es sich um ihre Mama und die will sie nicht teilen.
Egal, ob du derjenige bist, der abgelehnt wird, oder ob es sich um dein Kind handelt, welches den neuen Partner ablehnt: Gerade zu Beginn solltest du dir nicht all zu viele Sorgen machen. Kinder benötigen immer erst eine Eingewöhnungszeit.
Wichtig ist, dass der neue Partner nicht versucht, an die Stelle des anderen Elternteils zu treten.
Damit tut sich der neue Partner nicht nur selbst einen Gefallen, auch die Beziehung verbessert sich schneller.
Du bist die neue Partnerin und hast die Befürchtung, dass du jetzt bei dem Kind deines neuen Partners in die Mutterrolle treten sollst? Nein, genau dies sollst du nicht. Das Kind hat schließlich bereits eine Mutter. Du willst dem Kind gar nicht das Gefühl vermitteln, dass du nun die Mutter ersetzen willst. Das willst du nämlich nicht. Die Mutter bleibt auch weiterhin die Mutter.
Dein Ziel sollte es stattdessen sein, für das Kind zu einer guten Spielfreundin zu werden. Zu einer Ansprechpartnerin. Zu einer Vertrauensperson. Zu einer dritten Bezugsperson, an die sich das Kind immer wenden kann.
Dies gelingt beispielsweise, in dem du dir auch einfach mal alleine das Kind schnappst, ohne deinen Partner, den eigentlichen Vater, und mit dem Kind einfach ein Eis essen gehst.
Bis ein Kind sich an den neuen Partner gewöhnt, kann es dennoch lange dauern. Häufig muss erst viel Zeit vergehen, bis das Kind bemerkt, dass der neue Partner die Mama/ den Papa gar nicht wegnimmt, sondern eine Bereicherung darstellt.
Oftmals ist das Kind auch gar nicht eifersüchtig auf den neuen Partner. Stattdessen steckt es mitten in einem Loyalitätskonflikt. Darf es die neue Frau an Papas Seite mögen, obwohl es seine Mama liebt? Darf es sich mit der neuen Freundin gut verstehen, obwohl die Mama zuhause oft weint und über die neue Frau schimpft?
Dies sind Schwierigkeiten, die in jeder Patchwork Familie vorkommen.
2. Eifersucht auf den/ die Ex
Der oder die Ex wird immer eine wichtige Rolle im Leben des neuen Partners/ der neuen Partnerin spielen. Es handelt sich hierbei schließlich um den Vater bzw. der Mutter der Kinder. Somit kann diese Person niemals aus dem Leben des Partners von uns gedrängt werden.
Gerade zu Beginn der Beziehung mag uns dieser enge Kontakt ein Dorn im Auge sein. Hier gilt es, dass wir uns vor Augen halten, dass dieser Kontakt nur aufgrund der Kinder besteht. Gäbe es die gemeinsamen Kinder nicht, gäbe es auch keinen Kontakt mehr. Die Telefonate finden einzig deswegen statt um zu klären, wer wann die Kinder abholt.
Es gibt daher keine Grund, eifersüchtig auf die Ex zu sein.
Vielleicht ist es auch der Gedanke, dass dein neuer Partner Dinge mit seiner Ex erlebt habt, die ihr niemals gemeinsam erleben werdet. Etwa die erste Schwangerschaft. Selbst dann, wenn ihr euch entschließt noch ein weiteres Kind zu bekommen, der andere hat bereits die Erfahrung gesammelt, wie es ist, wenn im Bauch der Frau ein neues Leben entsteht.
In derartigen Momenten ist es hilfreich, wenn du dir vor Augen hältst, dass die letzte Beziehung deines neuen Partners nicht grundlos beendet wurde. Die beiden haben in einer Partnerschaft einfach nicht miteinander richtig harmoniert. Es gab gute Gründe, weshalb sie beschlossen haben, getrennte Wege zu gehen.
3. Eifersucht des neuen Partners auf die Kinder
Hier haben wir es mit einem besondere Fall zu tun. Einem Fall, von dem nur die wenigsten von uns schon etwas gehört haben. Die Eifersucht des neuen Partners auf die Kinder des anderen.
Wie bitte? Ein Erwachsener der auf Kinder eifersüchtig sein soll?
Ja, das gibt es. Und auch diese Konstellation der Eifersucht ist bei Patchwork Familien verbreiteter, als wir denken. Nur, dass niemand über diese Eifersucht spricht. Der neue Partner selbst weiß, dass seine Eifersucht unbegründet ist und dass die Kinder rein gar nichts für diese Situation können. Der Betroffene schämt sich für seine Gefühle.
Und doch, die Eifersucht ist nun einmal da und kann somit nicht weggeredet werden.
Im ersten Schritt hilft es an dieser Stelle, sich selbst einzugestehen, dass wir eifersüchtig sind. Ja, die Kinder des Partners können nichts für unsere Gefühle. Und ja, die Kinder des Partners waren vor uns da.
Dennoch spüre wir jedes Mal einen Stich im Herzen, wenn wir wieder keine freie Zeit mit unserem Partner verbringen können, weil er die Kinder zum Fußballturnier begleitet, den Geburtstag vorbereitet oder mit den Kids schwimmen geht.
Unsere Gefühle sind nichts, wofür wir uns schämen müssen! Wichtig ist nur, dass wir uns dennoch um ein gutes Verhältnis zu den Kindern des Partners bemühen.
Wann sollte der neue Partner die Kinder kennenlernen?
Ratsam ist es, den Kindern den neuen Partner erst vorzustellen, wenn wir uns sicher sind, dass die Beziehung Bestand haben wird und sich daraus eine Patchwork Familie entwickeln wird. Ist die Beziehung noch nicht gefestigt ist die Gefahr groß, dass diese bald wieder auseinander geht. Auch, wenn wir dies natürlich nicht wünschen.
Das Problem, wenn der neue Partner den Kindern zu früh vorgestellt wird, ist das Folgende:
Wenn wir Glück haben, stellen sich die Kinder sofort auf den neuen Partner/ die neue Partnerin ein. Kaum haben sie sich an denjenigen gewöhnt, verschwindet er wieder aus unserem Leben und somit auch aus dem der Kinder.
Nun haben wir jemand Neues kennengelernt. Wir sind uns sicher: Dieses Mal passt es. Prompt stellen wir denjenigen unseren Kindern vor. Partner und Kinder gewöhnen sich aneinander. Doch wir entdecken unangenehme Eigenschaften am anderen, beenden die Beziehung und sehen denjenigen nie wieder. Auch die Kinder werden um die neue Bezugsperson wieder beraubt. So geht es dann immer weiter.
Derartiges sollte unbedingt vermieden werden!
Zeitgleich musst du deinen Kindern natürlich nicht verheimlichen, dass es da jemanden gibt. Kinder bekommen sowieso sehr viel mehr mit, als wir glauben. Häufiges Schreiben von Nachrichten, ständiges Chatten am Laptop oder ausgiebiges Telefonieren lassen sich nur schlecht verbergen.
Fragen die Kinder nach, darfst du ruhig antworten, dass du einen interessanten Menschen kennengelernt hast, den du sehr magst.
Für die erste Begegnung eignet sich eine Aktivität am besten, auf die das Kind richtig Lust hat, die aber auch Erwachsenen Spaß bereitet. So etwa der Zoo Besuch, Gokart fahren, Enten füttern. Der erste Ausflug sollte nicht direkt den gesamten Tag andauern, sondern nur einige Stunden. So können sich beide beschnuppern.
Wie schnell bei Patchwork zusammenziehen?
Ist ein Pärchen frisch zusammen, lernen sich beide Schritt für Schritt kennen. Wir haben die rosa Brille auf und genießen die gemeinsame Zeit. Manche Paare lassen Jahre ins Land ziehen, bevor sie die erste gemeinsame Wohnung beziehen. Andere beschließen nach nur wenigen Monaten, dass man es doch mit einer gemeinsamen Wohnung probieren könne. So findet man zumindest schnell heraus, ob es harmoniert oder eben doch nicht passt
Doch wie gestaltet es sich, wenn einer von beiden bereits Kinder hat? Ist es ratsam, dass der neue Partner nach nur wenigen Monaten direkt einzieht und wir eine Patchwork Familie gründen?
Wie schon beim Kennenlernen der Kinder können wir auch bei der ersten gemeinsamen Wohnung nur dazu raten, euch Zeit zu lassen. Überstürzt bitte nichts. Zusammenziehen solltet ihr ohnehin nur dann wenn ihr euch sicher seid, dass ihr den anderen wirklich liebt und es tatsächlich die Chance auf eine glückliche, gemeinsame Zukunft gibt.
Denn viel zu oft entschließen Pärchen nicht aus Liebe zusammenzuziehen, sondern schlicht weil zu zweit die Miete günstiger ist oder weil beide es satt haben, noch länger alleine zu sein. Um Liebe geht es an dieser Stelle allerdings nicht. Unter dieser Voraussetzung ist es allerdings wahrscheinlich, dass es schon bald nach dem Zusammenzug zu den ersten Streitereien kommt.
Bevor ihr also zusammenzieht und eine Patchwork Familie seid, solltet ihr in aller Ruhe erst einmal alle Vorteile und Nachteile klar abwägen. Die Vorteile liegen natürlich klar auf der Hand. Eure Lebenskosten werden günstiger. Ihr könnt die Miete teilen, und auch wenn Strom, Internet etc. auf zwei Personen aufgeteilt werden, wird dies günstiger. Zudem könnt ihr einfach wesentlich mehr Zeit miteinander verbringen. Ihr seht euch direkt nach Feierabend, könnt abends gemeinsam einschlafen und wacht morgens gemeinsam auf.
Denke allerdings auch daran, dass ihr weit weniger Freiräume habt. Hat deine Partner seine Kinder zu Besuch, hattest du bisher die Wahl, ob du bei den Ausflügen dabei sein möchtest oder in deiner Wohnung bleibst.
Wohnt ihr zusammen, hast du diese Freiraum nicht mehr. Kommen die Kinder des Partners zu Besuch, so bist du dazu gezwungen, den Besuch in Empfang zu nehmen. Natürlich kannst du dich für einige Stunden in dein Arbeitszimmer verkrümeln, aber du hast eben nicht mehr den Freiraum, den du zuvor genossen hast.
Hast du selbst ebenfalls bereits Kinder die bei dir leben, kommt es beim Zusammenziehen auch darauf an, wie gut sich eure Kinder miteinander verstehen.
Darf ich mich in die Erziehung der Kinder des Partners einmischen?
Ein weiteres Thema, welches bei jeder Patchwork Familie irgendwann auftaucht und auch für Diskussionen sorgen kann: Wie weit darf sich der neue Partner in die Erziehung der Kinder einmischen? Darf er überhaupt etwas sagen? Oder ist dies alleine die Angelegenheit des leiblichen Vaters/ der leiblichen Mutter?
Ist das Paar bereits zusammengezogen, können beispielsweise der Haushalt und die Ordnung früher oder später zu Konflikten führen.
Wenn die Kinder des anderen immer wieder ihre Spielsachen überall liegen lassen, darf ich dann sagen, dass sie diese Dinge aufräumen sollen? Wenn die Kinder des anderen mitten in der Pubertät strecken, darf ich höflich, aber bestimmt sagen, dass ich nicht deren Putzfrau bin und sie das Bad ordentlich halten sollen? Darf ich den Kindern sagen, dass am Tisch nicht gezappelt, sondern in Ruhe gegessen wird?
Oder sollten wir lieber schweigen, selbst dann, wenn das Kind (in unseren Augen) absolut verzogen ist?
In diesem Fall raten wir, dass du zunächst das Gespräch mit deiner Partnerin/ deinem Partner suchst.
Erkläre ihm bzw ihr, mit welchen Eigenheiten seiner Kinder du Probleme hast: Etwa, dass sie immer und überall ihrem Kram herumliegen lassen, dass sie 25 Minuten unter Dusche stehen und unendlich viel Wasser verbrauchen, dass sie nichts essen außer Pizza oder sich anderweitig daneben benehmen. Wichtig ist, dass du in diesem Gespräch keinen vorwurfsvollen Tonfall anschlägst.
Vielleicht ärgerst du dich auch teilweise über das Verhalten deines Partners bzw. deiner Partnerin, da dieser dir nicht konsequent genug in der Erziehung ist.
Wichtig ist, dass ihr über diese Dinge redet. Insbesondere, wenn ihr bereits zusammen wohnt, wird dies ansonsten immer wieder zu Schwierigkeiten führen.
Halte dir zudem vor Augen, dass du eben nicht die Mutter bzw. der Vater der Kinder bist. Die Erziehungsarbeit muss somit dein Partner bzw deine Partnerin und die leibliche Mutter bzw. der leibliche Vater leisten.
Was du hingegen tun solltest ist, deinem Partner frühzeitig Bescheid geben, wenn dich etwas stört. Nur so kann vermieden werden, dass es zu Streitigkeiten und Diskussionen kommt.
Du hast bereits Erfahrungen mit einer Patchwork Familie gesammelt, doch die Beziehung ist zerbrochen? Es hat lange gedauert, doch mittlerweile bist du darüber hinweg und fühlst dich bereit für etwas Neues? Doch du lernst einfach niemanden kennen, der zu dir passt? Dann erkundige dich bei uns nach einem Flirtcoaching für Männer oder einem Flirtseminar für Frauen. Wir freuen uns auf dich!
Hier findest du weitere Tipps für die Patchwork Familie:
Harmonisches Zusammenleben als Patchwork – Die wichtigsten Tipps