Wie viel Streit ist in einer Partnerschaft normal?
Jeder kennt den Moment, den Moment, in welchem es eskaliert und es zu einem Streit kommt.
Wir lieben unseren Partner. Wir sind gerne mit ihm zusammen, genießen die Zeit mit ihm und doch, es herrscht eben nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Auch über dem schönsten rosa Liebeschloss ziehen irgendwann düstere Wolken auf.
Beispielsweise wenn es um die Frage geht, ob er seinen Job wechseln soll, ob nun der richtige Zeitpunkt für Kinder gekommen ist, ob geheiratet werden soll oder weshalb die Verwandtschaft schon wieder besucht werden muss.
Anlässe zum Streiten kann es viele geben, dennoch herrscht in den einen Partnerschaften vorwiegend Harmonie, während in anderen Beziehungen regelmäßig die Fetzen fliegen. Doch wie schädlich ist eigentlich häufiger Streit für die Beziehung? Macht es Sinn, immer die eigene Wut herunterzuschlucken und vernünftig alle Sachverhalte auszudiskutieren? Bis wann sind Kompromisse empfehlenswert, ab welchem Zeitpunkt werden sie schädlich?
Es gibt verschiedene Arten, auf die gestritten werden kann
Beim Streiten gibt es vor allem zwei Fehler, welche immer wieder gerne begangen werden: Die einen versuchen, Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg zu gehen. Sie fürchten sich vor den Diskussionen mit dem Partner oder der Partnerin und wünschen sich lieber Harmonie im Hause.
Dies bringt sie dazu, nicht zu ihrer eigenen Meinung zu stehen oder direkt die eigenen Wünsche hinten anzustellen, um auf keinen Fall den Hausfrieden zu gefährden. Ein solches Vermeidungsverhalten führt jedoch nur dazu, dass entweder mit den Wochen, Monaten oder gar Jahren der Frust immer größer wird, oder aber die betreffende Person resigniert und sich mit ihrer Situation arrangiert. Beides ist nicht gerade die ideale Lösung.
Der andere Fehler besteht darin, zu schnell laut zu werden und dem Partner schnell und voreilig Vorwürfe zu machen für Dinge, für die er gar nichts kann oder die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Gesellen sich dazu auch noch Beleidigungen, geht der letzte Funken Respekt vor dem Partner in diesem Streit verloren. Ebenfalls nicht das Wahre.
Wie streitet man richtig?
In erster Linie ist es sinnvoll, den Gefühlen früh genug Ausdruck zu verleihen, damit es erst gar nicht zu einem Streit kommt. Passiert etwas, was uns aufwühlt, ist es sinnvoll, dies auch direkt anzusprechen und nicht so lange damit zu warten, bis sich unsere negativen Gefühle zu einer Art Vulkan angesammelt haben und wir direkt explodieren.
Bei einer sachlichen Diskussion ist es durchaus sinnvoll, mit Ich-Botschaften zu kommunizieren. Ich-Botschaften vermitteln dem Partner, wie wir selbst fühlen, ohne ihn dabei direkt anzugreifen. Damit ermöglichen wir unserem Partner, dass auch er ruhig bleiben kann und uns sachlich erklären kann, weshalb er auf eine bestimmte Weise gehandelt hat. Auf diese Weise wird es beiden ermöglicht, sich selbst und ihre Gefühle zu erklären, aber auch die Sichtweise des Partners nachzuvollziehen.
Nicht immer ist es möglich, ruhig zu bleiben
Ich-Botschaften sind zwar gut, schön und vor allem durchaus effektiv, aber wir alle kennen aus unserem Alltag, dass es nicht in jeder Situation möglich ist, immer die Ruhe zu bewahren. Hat der Partner bereits zum X-ten Mal etwas getan, auf das wir ihn schon mehrmals aufmerksam gemacht haben, dass es uns stört, ist es nachvollziehbar, dass irgendwann der eigene Kragen platzt.
Die eigene Wut in einem Streit zu zeigen, ist jedoch vollkommen legitim! Kritisch wird es dagegen vor allem dann, wenn wir uns unserem Partner gegenüber nicht mehr respektvoll verhalten, ihn persönlich hart angreifen oder niedermachen. Werden wir jedoch laut und erklären deutlich hörbar, dass wir genervt sind, uns es jetzt reicht oder wir das nicht mehr akzeptieren wollen, gefährdet dies längst noch nicht die Beziehung.
Stattdessen ist es sogar für den eigenen Körper und den Blutdruck durchaus gesund, den eigenen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Doch wie immer gilt auch hier: Der Ton macht die Musik.
Das Verhalten nach dem Streit ist entscheidend für den Fortbestand der Beziehung
Noch wichtiger ist jedoch, wie es nach dem Streit weitergeht. Schweigen beide Partner sich den restlichen Tag an, herrscht die Funkstille vielleicht sogar die gesamte restliche Woche, befindet sich die Beziehung bereits in einer sehr kritischen Phase.
Selbst wenn es zuhause mal kracht und es doch lauter geworden ist, als man sich zu Beginn vorgenommen hat, sobald sich beide Seiten wieder ein wenig beruhig haben ist es wichtig, dass beide aufeinander zugehen und gemeinsam nach einer Lösung bzw. einem Kompromiss suchen.
Beharren dagegen beide auf ihrem Standpunkt und sehen auch gar nicht ein, von diesem abzuweichen, oder reden sie in keinem normalen Tonfall mehr miteinander, sondern es wird nur noch geschrien, handelt es sich längst um kein gesundes Streiten mehr, stattdessen zerstören beide gerade ihre Partnerschaft.
Übrigens: Beinahe noch schlimmer, als sich nach einem Streit nicht zu beruhigen und nicht aufeinander zuzugehen, ist es, den Partner anzuschweigen und zu ignorieren. Denn dieses Verhalten sorgt für zweierlei: Erstens weiß der Partner nicht, woran er ist oder wie er mit der Gesamtsituation umgehen soll, zweitens trägt sie nicht zur Konfliktlösung bei.
Was können wir somit zusammenfassend zum Thema streiten sagen? Es ist sinnvoll, brisante Themen anzusprechen, bevor sie zu einem Streit eskalieren. Ich-Botschaften verringern die Gefahr, dass eine Diskussion im Streit endet und tragen dazu bei, dass lösungsorientiert miteinander gesprochen werden kann. Dennoch ist es auch erlaubt, den Gefühlen freien Lauf zu lassen und mal lauter zu werden, solange hierbei keine Beleidigungen fallen. Hier ist es vor allem wichtig, dass beide nach dem Streit wieder aufeinander zukommen.
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