„Im Reisegepäck sind Spitzenslips, Chanel No. 5 und hohe Erwartungen“
Warum es uns unser Ideal an die Liebe schon beim Flirten an der Bar so schwer macht – und warum es in Paris die heftigsten Beziehungskrisen gibt.
Eine Erzählung von Svea J. Held über die Hürden des Ansprechens und Erwartungen an die Liebe zur heutigen Zeit.
„Möchtest Du etwas mit mir trinken?“ Sechs denkbar einfache Worte. Ein Mann sieht eine Frau an einer Bar, sie gefällt ihm und er würde sie gerne ansprechen. Doch, ach nein. Besser nicht. Sie ist ja mit ihren Freundinnen da. Bestimmt wurde sie heute Abend schon x Mal angequatscht.
Und wenn ich mich doch traue? Aber was, wenn sie Nein sagt? Nee, nee das riskiere ich nicht. Trink ich lieber noch ein Bier. Der Herzschlag beruhigt sich wieder. So bleiben die sechs denkbar einfachen Worte ungesagt.
Eine Chance verstreicht und im schlimmsten Fall gehen beide mit dem Gefühl nach Hause versagt zu haben. Weil sie sich nicht getraut haben oder weil sie von niemandem angesprochen wurden. Zweifel drängen sich auf, ob man auf dem Singlemarkt vielleicht nicht attraktiv genug ist. Die Gelegenheit mit Witz, Charme und Persönlichkeit zu überzeugen, gibt es gar nicht erst. Doch was steckt dahinter?
Objektiv betrachtet, gibt es rein gar nichts zu verlieren.
Wenn sie Nein sagt, geht jeder wieder zu seinen Freunden und nippt am Getränk. Gleicher Zustand wie vorher, oder? Leider nicht ganz. Das Gefühl abgelehnt worden zu sein, steht mit in der Runde. Und dieses Gefühl, oder genauer die Angst vor Zurückweisung, ist mitunter noch stärker als unser Urtrieb nach Paarung.
Damit ist jetzt weniger der tatsächliche Akt der Paarung, sondern vielmehr die Verbindung zu einem anderen Menschen gemeint. Denn der Wunsch nach Freundschaft, Partnerschaft und sozialer Akzeptanz ist tief in uns verwurzelt. Die Aufnahme in den Olymp der Pärchen als erstrebenswertes Ziel, das uns vermeintlich vollständig und zufrieden werden lässt. Es gibt auf der Welt scheinbar mehr Hunger nach Liebe und Anerkennung, als nach Brot.
Der erste Teil der Online-Lesung:
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Das Bedürfnis nach einer engen zwischenmenschlichen Beziehung scheint vor diesem Hintergrund das normalste auf der Welt zu sein. Nichts Peinliches, nichts wofür man sich schämen muss. So weit so gut. Wenn uns die Evolution also mit diesem drängenden Bedürfnis nach Zweisamkeit ausgestattet hat, wäre es da nicht ein feiner Zug von ihr gewesen, uns auch gleich mit den dafür nötigen Fähigkeiten auszustatten?
Mal angefangen mit dem selbstverständlichen Mut und Selbstbewusstsein, eine Frau anzusprechen. Stattdessen erinnern der Wunsch nach Zweisamkeit auf der einen und die Angst vor Zurückweisung auf der anderen Seite, doch irgendwie an den Witz in dem Gott sagt, er wolle noch einen kleinen Zeh an den Menschen machen. Das würde wegen der Möbel sicher lustig werden. Eine kleine aber schmerzhafte Stolperfalle die ein wenig mehr Spannung in den Parcours des Lebens bringt.
Als hätten wir nicht schon genug Probleme!
Mehr noch: In einer Studie wurde gemessen, dass die Angst vor fremden Menschen zu sprechen oder fremde Menschen anzusprechen, in puncto Körperreaktionen wie Herzfrequenz, Pupillenerweiterung und Schweißproduktion, in etwa Todesangst gleich kommt.
Ähnliches gilt übrigens für den männlichen Orgasmus bei dem die Herren der Schöpfung im Prinzip kurz vor Exodus stehen – weshalb es im Französischen auch „le petit mort“ heißt. Das nur am Rande.
Ausgestattet mit dem tatsächlichen Gefühl vor Angst zu sterben und einem kleinen Zeh, oder besser Zweien für noch mehr Spannung, begeben wir uns also immer wieder tapfer in die nächste Bar um Liebe, Glück und Bestätigung zu finden.
Kein Wunder, dass sich Onlinebörsen so hoher Beliebtheit erfreuen. Hinter dem Bildschirm relativiert sich die Todesangst nämlich. Aber sie holt uns spätestens beim ersten Date wieder ein. Das macht Mut, oder? Sollte es auch! Denn wenn wir uns bewusst machen, dass dies ein Streich der Natur ist und realistisch betrachtet, nichts dergleichen eintreten wird, bleibt nur eins: Die Erkenntnis, dass wir tatsächlich rein gar nichts zu verlieren haben.
Es gibt nur etwas zu gewinnen.
Sie könnte schließlich auch Ja sagen. Wenn sie Nein sagt, trinken wir halt noch ein paar Bier mit unseren Freunden. Auch gut. Nein, besser! Denn man kann mit dem Gefühl nach Hause gehen, sich der wahrhaftigen Todesangst gestellt zu haben. Und das fühlt sich plötzlich gar nicht mehr nach versagen, sondern verdammt mutig und heldenhaft an. Dafür darf man sich ruhig mal auf die Schulter klopfen.
Mit unseren Erwartungen an Helden ist es im Prinzip wie mit unseren Erwartungen an die Liebe. Wir verlangen zu viel. Dabei gilt es auch die kleinen Gesten und Taten anzuerkennen. Wie zum Beispiel den ersten Schritt gewagt zu haben. Aber unser Ideal an die Liebe ist so hoch, dass wir mit einer verlässlichen Regelmäßigkeit an unseren Erwartungen scheitern. Das was wir über Liebe und Helden zu wissen glauben, wissen wir in erster Linie aus Filmen und Büchern. Dies ist die Grundlage für unsere Erwartungshaltung.
Ein kleiner Test: Denk an ein Werkzeug. Denk an eine Farbe. Wenn die Bilder, die gerade in Millisekunden entstanden sind Hammer und rot waren, dann entspricht das der Assoziation von gut 90 % der Menschen. Ähnlich ist es mit einem Begriff wie Liebe. Ein regelrechtes Kopfkino von dem, was passieren, wie er oder sie sich verhalten sollte. Welche romantischen Liebesbeweise als nächstes kommen sollten. Weiße Pferde, rote Rosen, Streichquartett beim Candle light Dinner. Männer die hinter Bussen herrennen oder um die halbe Welt reisen, um ihr doch noch im letzten Moment zu sagen, dass sie die Eine ist. Um nur die bekanntesten Bilder zu nennen.
Warum wohl gibt es die heftigsten Beziehungskrachs in Paris?
Im Reisegepäck sind Spitzenslips, Chanel No 5 und so hohe Hoffnungen auf filmreife Szenen, dass daneben selbst der Eifelturm mickrig erscheint.
Je kleiner die Höschen, desto größer die Vorfreuden. Und wenn das Erlebte nicht mit dem sorgfältig zurechtgelegten Filmstreifen in unserem Kopf übereinstimmt, klopft es wieder an. Das Gefühl zurückgewiesen worden zu sein. Liebt er mich nicht genug? Oder begehrt er mich nicht mehr?
Die Todesangst aus der Bar lässt mal wieder grüßen. Und die Enttäuschung über die Lücke zwischen Erwartungshaltung und Realität, entlädt sich dann gerne in einem waschechten Streit. Schließlich ist man jetzt mit der Gesamtsituation unzufrieden!
Wenn wir uns aber trauen, diese Hollywoodschablone abzulegen, uns Fehler und Unvollkommenheit zu erlauben, dann bekommen wir eine echte Chance.
Darauf, den Mut zu finden den ersten Schritt zu machen. Darauf, klar zu formulieren was wir uns wünschen, statt zu hoffen dass jemand unsere Gedanken liest und maßlos enttäuscht zu sein wenn das Erwartete nicht eintritt. Darauf, sich mit anderen Menschen eng verbunden zu fühlen. Und darauf, durch einen kleinen Flirt vielleicht die große Liebe zu finden. Wie sagte es schon Leo Tolstoi: „Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden. Aber man kann nicht ohne Liebe mit Menschen umgehen.“ Dabei sollten wir mit uns selbst anfangen.
Die Autorin
Jasmin Möser alias Svea J. Held wurde 1982 in Osthessen geboren. Nach einigen Umzügen im Kindesalter, wohnt sie nun seit 2003 in der nordhessischen Großstadt Kassel.
Nach einer kaufmännischen Ausbildung, dem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing, Personal und Projekt-/Prozessmanagement, sowie zahlreichen Weiterbildungen und Engagements als Fachdozentin, ist sie seit 2007 als selbstständige Unternehmensberaterin tätig.
Ihre Kunden sind kleine und mittelständische Unternehmen in Wachstumsprozessen oder mit konkreten Absatzschwierigkeiten. Sie entwickelt hierfür Positionierungen, Kundenkontaktprozesse und Marketingkampagnen als externe Projektleiterin. Seit 2016 tritt sie hauptsächlich als professionelle Rednerin auf und berichtet humorvoll aus ihrer langjährigen Beratungserfahrung. Hierbei macht sie vor allen Dingen Mut, sein Leben in allen Bereichen in die Hand zu nehmen. „Machen, statt meckern“, ist ihr Credo.
Das Schreiben von Novellen, Kurzgeschichten und dem ersten Roman, gehört seit 2011 zu ihren fokussierten Interessen. Sie widmet sich als Autorin den Gedanken zwischenmenschlicher Begegnungen. Direkt, bissig, ironisch aber humorvoll werden die Schattenseiten des Zusammenseins gespiegelt. Schauplätze und Tatorte sind Partnerschaft, Freundschaft, Familie sowie Geschäftsbeziehungen. Die Erzählungen sind meist in alltägliche, mal in historische, mal in kriminalistische Rahmensituationen verpackt.
Projekt Eieruhr 2.0 – Warum selbstbewusste Frauen nicht mehr auf den Zufall warten
Der aktuelle Roman von Svea J. Held: Projekt Eieruhr 2.0. Ein Buch über die Partnersuche, das sicher aus dem Rahmen fällt.
Einerseits kann man den Weg von Lissi Schütz als humoristischen Roman verfolgen und herzlich über sie und ihre Experimente zur Partneranziehung lachen. Die Idee das Thema Liebe als Projekt anzugehen ist eine verwegene und zugleich erfrischende Idee. Andererseits bietet „Das geblümte Projektbuch“, das als eine Art Workbook zum Roman gehört, mit seinen 42 praktischen Tipps und Impulsen die Möglichkeit, einige Dinge selbst umzusetzen.
„Machen, statt meckern“, sagt die Autorin Svea J. Held. Das Buch bietet nicht nur Unterhaltung, sondern motiviert auch zum Nachdenken, Reflektieren und Mitmachen. Das schlimmste und zugleich Beste, das passieren kann: Man bekommt neue Blickwinkel, fühlt sich besser und ist glücklicher!
Onlinelesungen aus dem Buch findest du bei Youtube auf dem Kanal Partnersuche-Test.net.
Das etwas andere Buch für die Partnersuche ist im Buchhandel sowie bei Amazon erhältlich:
Projekt Eieruhr 2.0: Warum selbstbewusste Frauen nicht mehr auf den Zufall warten
Projekt Eieruhr 2.0 – Warum selbstbewusste Frauen nicht mehr auf den Zufall warten
Autorin: Svea J. Held
259 Seiten 16,95 € (D)
ISBN: 978-3-9815083-5–2
Erschienen im SRC Verlag